Froschkönig – Kulturverein Schloss Grünenstein

Interview mit Sabeth und Eleisa

Interview mit Sabeth Holland und Eleisa Rohner

«Sensationell, dass wir das fertigbringen!»

 

Erstmals stellen Sabeth Holland und Eleisa Rohner – Tochter und Mutter – gemeinsam aus: #SABELEISALAND heisst die Ausstellung in und um Schloss Grünenstein in Balgach, das so zur verzauberten Märchenwelt wird. Im Gespräch erzählen die beiden Künstlerinnen, was sie von der Kunst der jeweils anderen halten und was sie inspiriert.

Sabeth, wie war das für dich mit einer Künstlerin als Mutter? Was hat Kunst für dich als Kind und junge Frau bedeutet?

Also, Kunst ist für mich Heimat. Mein Daheim war umgeben von allen Facetten von Kunst, auch als Lebensform. Ich bin wahnsinnig stolz gewesen auf meine wunderschöne Mutter, die Künstlerin war. Und ich war ihr grösster Fan, bevor ich selbst zur Künstlerin wurde.

Eleisa, hast du dir je überlegt, ob die kleine Sabeth später auch einmal Künstlerin wird? Was hast du empfunden, als klar war, dass sie auch künstlerisch tätig wird?

Nein, keine Spur: Unsere zwei Kinder waren einfach kreativ, haben gezeichnet und gemalt. Ich hatte keinen Gedanken daran, ob sie später selbst künstlerisch tätig würden, ich war ja selbst noch ganz am Anfang meines Werdegangs. Viel später war ich mal bei Sabeth in St.Gallen, und da hat sie mir ein paar Bilder gezeigt. Ich war völlig überrascht, habe aber sofort zu ihr gesagt: Sabeth, du musst weitermachen. Und ich bin ganz begeistert nach Hause gegangen.

Sabeth, hast du deinen künstlerischen Weg eher in klarer Abgrenzung zu Eleisas Kunst oder in Anlehnung oder ohne jeden Bezug gesucht?

Wir haben ja sehr viel gemeinsam: Dinge, die bei uns beiden immer wieder vorkommen, vor allem das Zauberhafte und Märchenhafte. Und wir klammern alles aus, was disharmonisch ist. Mir war jedoch wichtig, einen eigenen Ausdruck zu finden. Das habe ich als schwierig empfunden, weil meine Mutter sehr eigenständig war. Ich habe sie nie gefragt, aber ich habe enorm auf ihren Erfahrungen aufgebaut – auch wenn ich oft genau das Gegenteil von ihr gemacht habe. Sie war immer eine Mutter, die uns hat machen lassen. Und wir waren fast immer bei ihr im Atelier, wo es auch Material gab.

Eleisa, hattest du ein künstlerisches Vorbild in der Familie?

Ich hatte gar nichts. Null. Ich bin ganz allein unterwegs gewesen. Wahrscheinlich war ich auch ein kreatives Kind und meine Mutter hat als Schneiderin mit Stoff gearbeitet. Zusammen mit meinem damaligen Mann habe ich jedoch sehr viele Ausstellungen besucht, auch in St.Gallen. So haben wir früh KünstlerInnen wie Niki de Saint-Phalle, H.R. Giger oder Josef Ebnöther, Ferdinand Gehr, Friedensreich Hundertwasser, Manfred Bockelmann oder Max Oertli persönlich getroffen und kennengelernt.

Sabeth, wie siehst du denn die Kunst deiner Mutter?

Ich finde es enorm beeindruckend, dass sie mit 83 noch so lebendig ist und ihren eigenen Stil bis jetzt weiterentwickelt hat. Ihr gelingt – was lange Jahr schwierig war – das Textile neben der Malerei stehen zu lassen. Es inspiriert sich gegenseitig. Ich finde, dass sie eine ganz bedeutende Künstlerin ist, aber eine stille. Es war auch schwierig, als 1936 geborene Frau aus Widnau im Rheintal etwas zu erreichen. Sie hatte Widerstände, die ich nicht (mehr) hatte.

Und du, Eleisa, kannst du etwas mit der Kunst anfangen, die deine Tochter macht?

Ich bin natürlich ein Riesenfan von ihr. Ich bewundere ihre Kraft und ihre wahnsinnige Phantasie, die immer neue Dinge hervorbringt, die mich total überraschen.

Wie ist das für euch beide, erstmals mit der Mutter bzw. Tochter gemeinsam auszustellen?

Eleisa: Als sie mir das gesagt hat, bin ich fast ausgeflippt. Ich finde es sensationell, dass wir das fertigbringen. Bei Männern wäre das vielleicht schwieriger, aber wir sehen uns nicht als Konkurrenz, wir unterstützen uns gegenseitig.

Sabeth: Es ist ein Höhepunkt für eine Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Ich finde es auch bedeutend, dass wir lange damit gewartet haben. Dass es jetzt gelingt, ist dem Froschkönig-Kulturverein zu verdanken – Luzia Bänziger und Martina Jenny, die uns eingeladen haben. Sie machen uns das Leben einfach. Und vertrauen uns. Früher wurden wir manchmal gegeneinander ausgespielt, die Leute haben uns verglichen und gefragt, wer hat wen inspiriert. Das ist heute weniger der Fall, wir ergänzen uns ideal, finde ich.

Eleisa, du bist immer im Rheintal sesshaft geblieben (soweit ich weiss). Hat das deine Kunst beeinflusst?

Zuerst war ich verheiratet, war Hausfrau und habe noch «künschtleret», konnte also gar nicht weg. Dann liess ich mich scheiden, um freier zu werden. Lange hatte ich ja die Kinder zu versorgen und habe mit der Malerei einfach etwas dazu verdient. Es gibt viele Gründe, warum ich geblieben bin. Früher haben mich Reisen inspiriert, jetzt im Alter ist es das Rheintal, die Landschaft.

Und du, Sabeth, bist als Künstlerin von Beginn weg in St.Gallen tätig gewesen. Was ist dort anders bzw. gibt es auch bei dir einen Einfluss deiner Heimat im Rheintal auf das, was du künstlerisch schaffst?

In meinem Innern bin ich gar kein Stadtmensch! Meine Inspirationen sind immer kleine Geschichten. Viele sind verbunden mit dem Rheintal, mit Blumenwiesen, dem Rhein und dem alten Rhein. Meine wichtigste Inspiration ist immer noch das Gefühl, das eine Art «Föhn» in mir auslöst – das ist fast so, wie wenn man sich verliebt. Diesem Gefühl gehe ich oft nach, wenn ich meine Dinge mache. Da kommt eine innere Schwingung, eine Freude.

Was verbindet euch beide, was trennt euch (künstlerisch)?

Sabeth: Künstlerisch verbinden uns wohl am meisten Blumen, Farbe und Gold. Unsere Techniken sind unterschiedlich und auch an die Lebensphasen angepasst. Ich bewundere, dass meine Mutter heute noch malt. Aber es wäre für sie rein körperlich unmöglich, ein sehr grossformatiges Bild zu malen. Auch unsere Schaffenszyklen sind verschieden: Ich arbeite extrem lange an einem Bild, während Eleisa das eher in kleineren Portionen macht.

Eleisa: Wenn du älter wirst, musst du reduzieren. Der Raum wird kleiner, du machst kleinere, feinere Sachen und musst besser einteilen. Du darfst jedoch nicht «sauer» sein, dass du nicht mehr kannst, sondern dich anpassen. Nach einem langen Leben könntest du auch trübere Farben nehmen. Aber ich versuche, auch aus den schlechteren Dingen das Positive rausnehmen.

Zum Schluss: Was wünscht ihr euch für die 10 Tage #SABELEISALAND?

Sabeth: Wir hoffen, dass es uns gelingt, diese Welt mit Namen #SABELEISALAND, die wir jetzt erst im Kopf haben, richtig zu installieren. Die Arbeiten sind alle bereit, aber wir sehen erst im Schloss, ob dann alles passt. Dann wünschen wir uns natürlich gutes Wetter und spannende Begegnungen – vielleicht auch mit Leuten, die nur wegen dem Schloss oder nur wegen der Musik kommen und dann auch Freude an unserer Kunst finden.

Eleisa: Sabeth ist so begeistert, ich bin etwas skeptischer wegen meinen Kräften. Ich suche sonst eher die Stille. Aber es wird sicher eine gute Zeit mit Überraschungen. Ich freue mich auf alle, die sich für unsere Inszenierung interessieren.

 

Interview: Roger Tinner

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